Bild: Frau am Schreibtisch, Mann mit Laptop auf der Couch

KMU im Fokus 2022

Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft

Kleine und mittlere Unternehmen sind die wesentliche Säule der österreichischen Wirtschaft

Im Jahr 2021 gab es in Österreich rund 366.500 Klein-und Mittelunternehmen (KMU), was einem Anteil von 99,7 Prozent aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft entspricht. KMU beschäftigen mehr als 2 Millionen Erwerbstätige und bilden 53.000 Lehrlinge aus (=67 % der Beschäftigten sowie 62 % der Lehrlinge der marktorientierten Wirtschaft). 2021 beläuft sich der Umsatz von KMU auf 558 Milliarden € (=64 % der gesamten Umsätze der marktorientierten Wirtschaft) und die Bruttowertschöpfung auf 147 Mrd. € (=63 % der Wertschöpfung).


Zentrale KMU-Indikatoren (2021)

148.500 Ein-Personen-Unternehmen 40 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 323.100 Kleinstunternehmen 88 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 37.500 Kleinunternehmen 10 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 5.900 Mittlere Unternehmen 2 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 366.500 KMU 99,7 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 1.200 Großunternehmen 0,3 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft

148.500 Beschäftigte 5 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 753.700 Beschäftigte 24 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 720.800 Beschäftigte 23 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 587.500 Beschäftigte 19 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 2,1 Mio. Beschäftigte 67 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 1 Mio. Beschäftigte 33 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft

0 Lehrlinge 0 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 9.000 Lehrlinge 10 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 26.300 Lehrlinge 31 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 17.700 Lehrlinge 21 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 53.000 Lehrlinge 62 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 32.800 Lehrlinge 38 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft

35,5 Mrd. € Umsätze 4 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 144 Mrd. € Umsätze 17 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 168,4 Mrd. € Umsätze 19 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 245,5 Mrd. € Umsätze 28 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 557,9 Mrd. € Umsätze 64 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 311,4 Mrd. € Umsätze 36 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft

9,3 Mrd. € Bruttowertschöpfung 4 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 42,7 Mrd. € Bruttowertschöpfung 18 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 47,1 Mrd. € Bruttowertschöpfung 20 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 56,8 Mrd. € Bruttowertschöpfung 24 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 146,7 Mrd. € Bruttowertschöpfung 63 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft 87,5 Mrd. € Bruttowertschöpfung 37 Prozent Anteil an der marktorientierten Wirtschaft

Abschätzung der KMU Forschung Austria basierend auf Daten von Statistik Austria, Dachverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), Wirtschaftskammer Österreich; marktorientierte Wirtschaft, Quellen: KMU Forschung Austria, Statistik Austria (Stand: November 2022)

Anteil an der marktorientierten Wirtschaft in Prozent

Vor-Corona-Niveau bereits übertroffen.

Nach Einbrüchen 2020 aufgrund der Corona-Pandemie kam es 2021 und 2022 zu einem erneuten Wachstum des KMU-Sektors. Die Bruttowertschöpfung lag auch real bereits 2021 wieder über dem Niveau von 2019. Die Beschäftigung übertrifft 2022 das Vorkrisen-Niveau.

Entwicklung der KMU (2012-2022)

2021: Abschätzung der KMU Forschung Austria basierend auf Daten von Statistik Austria, Dachverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, WIFO, Wirtschaftskammer Österreich; 2022: Prognose der Europäischen Kommission im Rahmen des SME Fact Sheet 2022, WIFO-Konjunkturprognose Dezember 2022, Prognose der KMU Forschung Austria basierend auf Daten der Konjunkturerhebungen der Statistik Austria von Jänner bis September 2022; Ermittlung der realen Bruttowertschöpfung unter Anwendung von Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria sowie der Dezemberprognose des WIFO; Marktorientierte Wirtschaft; Quellen: Statistik Austria, KMU Forschung Austria (November 2022)

Die betriebswirtschaftliche Lage der KMU hat sich unter anderem aufgrund der Corona-Hilfsmaßnahmen zuletzt stabil entwickelt. Im Bilanzjahr 2020/21 erzielten Österreichs KMU im Durchschnitt eine Umsatzrentabilität in Höhe von 5,9 % (indikativer Wert 2021/22: 6,5 %). Die Eigenkapitalquote lag bei durchschnittlich 35 % (indikativer Wert 2021/22: 37 %). (Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank)

Stärkefelder der KMU

Hoher Internationalisierungsgrad:

15 % der österreichischen KMU exportieren Waren in Drittländer (im Vergleich zu 10 % der KMU im EU-Durchschnitt), 16 % verkaufen Waren online in andere EU-Länder (versus 9 % EU-weit).

Innovationsgrad:

Rund sechs von zehn KMU in Österreich sind innovationsaktiv im Vergleich zu fünf von zehn KMU im EU-Durchschnitt. Österreichs KMU erzielen zudem einen etwas höheren Umsatzanteil mit Innovationen (10 % versus 8 %).

Nachhaltigkeit:

53 % der österreichischen KMU haben eine Strategie zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks (versus 24 % in der Europäischen Union); 44 % bieten ökologische Produkte oder Dienstleistungen an (versus 32 % EU-weit).

Finanzierungszugang:

68 % der heimischen KMU bewerten den Zugang zu privater und öffentlicher Finanzierung als (sehr) gut im Vergleich zu 50 % der KMU im EU-Durchschnitt.

Herausforderungen der KMU

Digitalisierung

Die E-Commerce-Aktivitäten österreichischer KMU (21 % mit E-Commerce-Verkäufen) liegen geringfügig über dem Niveau der KMU EU-weit (19 %); der E-Commerce-Umsatzanteil österreichischer KMU liegt allerdings leicht unter dem EU-Durchschnitt (10 % versus 11 %). Fortgeschrittene Technologien wie Big Data Analysen oder Künstliche Intelligenz (KI) Technologien kommen in österreichischen KMU seltener zum Einsatz.

Bild: Frau am Schreibtisch

Fachkräftemangel

Rund drei Viertel der Betriebe gehen davon aus, dass der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren anhalten wird. Auch die Arbeitskosten stellen für mehr als 60 % der Betriebe eine Herausforderung dar.

Risikokapitalfinanzierung

Der Anteil an Private Equity in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt in Österreich mit 0,22 % deutlich unter dem europäischen Durchschnittswert von 0,75 %.

(Quellen: Eurostat; Flash-Eurobarometer 498, Survey on Access to Finance (SAFE), Europäische Kommission)

New Work und New Entrepreneurship

New Work

New Work beschreibt neue, zukunftsorientierte Arbeitsweisen, die eng mit der digitalen Transformation verbunden sind. Corona wirkte als Verstärker dieses Trends.

Neue Kriterien und Arbeitsweisen

Eine neue Generation an Arbeitenden wählt ihre Tätigkeit und ihre Jobs zunehmend nach dem Kriterium der Sinnstiftung. Die wichtigsten Bereiche von New Work umfassen des Weiteren örtliche und zeitliche Flexibilisierung von Arbeit, agile und projektbasierte Organisationsformen sowie Enthierarchisierung und partizipative Entscheidungsmechanismen.

Unternehmen als Vorreiter

Einige Unternehmensformen gelten als Vorreiter für Transformationsprozesse in der Arbeitswelt und leben diese neuen Arbeitsweisen teils seit langem vor. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur sozialen und ökologischen Transformation der Wirtschaft.

New Entrepreneurs

Zu diesen sogenannten „New Entrepreneurs“ zählen Social Entrepreneurs, hybride Unternehmen, Start-ups, Kreativwirtschaftsunternehmen, Ein-Personen-Unternehmen oder auch Crowdworker.

Hauptaspekte von New Work und Formen von New Entrepreneurship

Infografik: Hauptaspekte von New Work und Formen von New Entrepreneurship Grafik gibt einen Überblick über die Hauptaspekte von New Work und die unterschiedlichen Formen von New Entrepreneurship. Beschreibung im Text vor der Grafik. New Work New Entrepreneurship Orts- und zeitflexibles Arbeiten Agile und projekt- basierte Arbeit Wertebasierung von und Sinnstiftung durch Arbeit Enthierarchisierung und partizipative Entscheidungs- mechanismen Crowdworker Kreativwirtschafts- unternehmen Hybride Unternehmen Social Entrepreneurs Start-ups Ein-Personen-Unternehmer/innen Grafik gibt einen Überblick über die Hauptaspekte von New Work und die unterschiedlichen Formen von New Entrepreneurship. Beschreibung im Text vor der Grafik.

Quelle: Darstellung der KMU Forschung Austria basierend auf Hofmann et al., 2019

New Entrepreneurs

46 %

der Sozialunternehmen werden von Frauen gegründet.

27 %

der Start-ups verfolgen prioritär ökologische Ziele.

18 %

der Selbstständigen arbeiten als hybride Unternehmer/innen.

Bild zu Social Entrepreneurs

Social Entrepreneurs zielen mit ihrem Geschäftsmodell darauf ab, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Durch diese Unternehmensform verbinden Selbstständige sinnstiftende Arbeit und unternehmerische Tätigkeit. Österreichische Sozialunternehmen verfolgen am häufigsten die SDGs gute Gesundheit und Wohlbefinden, die Reduzierung von Ungleichheit, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum sowie hochwertige Bildung. Die Frauenquote unter den Gründer/innen ist bei den Social Entrepreneurs mit einem Anteil von 46 % überdurchschnittlich hoch. (Quelle: Austrian Social Enterprise Monitor 2021/2022)

Bild zu Start-ups

Auch Start-ups gelten aufgrund ihres hohen Innnovationsgrades sowie ihrer kleinen, flexiblen Unternehmensstruktur als Vorreiter für New Work-Arbeitsmodelle – etwa wenn es um Sinnstiftung durch den Unternehmenszweck oder partizipative Organisationsstrukturen geht. Seit 2010 wurden in Österreich über 2.800 Start-ups gegründet. Für 27 % der Start-ups stellen ökologische Ziele ein übergeordnetes Unternehmensziel dar. Insbesondere für Gründerinnen haben ökologische oder soziale Ziele häufig einen prioritären Stellenwert. (Quelle: Austrian Startup Monitor 2020 und 2021)

Bild zu Kreativwirtschaft

Die Kreativwirtschaft umfasst rund 48.500 Unternehmen mit einem Jahresgesamtumsatz von rund 25,3 Mrd. €. Die Arbeitsweise der Kreativwirtschaftsunternehmen gilt als Vorbotin für zukünftige Arbeitsmarkttrends – sie ist flexibel, projektorientiert und setzt Mobilität sowie ein hohes Maß an Qualifikationen voraus. Open Innovation spielt eine wichtige Rolle in der Kreativwirtschaft. Mehr als vier von zehn Kreativen setzen Innovationen gemeinsam mit Partnern um. (Quelle: Zehnter Österreichischer Kreativwirtschaftsbericht)

Bild zu Hybride Unternehmer/innen

Hybride Unternehmer/innen sind Personen, die gleichzeitig einer selbstständigen und einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit nachgehen. In Österreich werden rund 107.800 Selbstständige (2021) zu den hybriden Unternehmer/innen gezählt. Sie machen damit einen Anteil von 18 % an allen Selbstständigen aus. Auch unter den hybriden Unternehmer/innen sind Frauen mit einem Anteil von 44 % vergleichsweise stark vertreten. (Quellen: Statistik Austria, KMU Forschung Austria)

Bild zu Crowdworking

Crowdworking oder Plattformarbeit kann als Art des agilen, flexiblen Arbeitens betrachtet werden. Beim „Crowdworking“ findet sich ein Team von unternehmensexternen Personen für ein spezielles Projekt temporär über Online-Plattformen zusammen. Crowdworking stellt derzeit nur für eine Minderheit der Bevölkerung (1,4 %) die Haupteinkommensquelle dar. (Quelle: Europäische Kommission)